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Eine Welle von Protesten hat Kanada überrollt

Eine Welle von Protesten hat Kanada überrollt

Die Frage der Unterstützung von LGBTQ2D+ in Schulen hat unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen.

Der 20. und 21. September waren in Kanada angespannt, und im ganzen Land fanden Proteste für und gegen integrative Bildung statt. Diese Reaktion wurde durch die anhaltende öffentliche Debatte der letzten Monate über die Rechte und die Unterstützung von LGBTQ2D+ Menschen in Schulen ausgelöst.

Auslöser waren Gesetzesänderungen in den Provinzen Saskatchewan und New Brunswick. Die dortigen Regierungen bestehen auf der Notwendigkeit einer elterlichen Zustimmung, wenn es um die Änderung von Pronomen (und nur von Pronomen) für Schüler unter 16 Jahren geht. Die konservative Partei von Manitoba und der Premierminister von Ontario, Doug Ford, haben sich ebenfalls für die "Elternrechte" ausgesprochen. Die Schulbehörden waren jedoch mit den Ansichten der Beamten nicht einverstanden, und Gewerkschaftsvertreter sprachen sich für eine nachsichtige Geschlechterpolitik und die Akzeptanz der Identität der Schüler aus.

Die langwierige Diskussion führte zu groß angelegten Protesten gegen "Pronomen, Gender-Ideologie und gemeinsame Toiletten" — sie fanden in 80 Städten in ganz Kanada statt. Die Bewegung nannte sich "1 Million March 4 Children" und wurde hauptsächlich von religiösen (wie "Hands Off Our Children") oder säkularen (wie "Family Freedom") transphobischen Organisationen organisiert. Am Vorabend der Proteste wurden die Büros der Bildungsarbeitergewerkschaften in Ontario verwüstet — angeblich von Aktivisten der Anti-LGBTQ2D+-Bewegung. Entsprechende Informationen wurden an die Polizei weitergeleitet.

Als Reaktion auf die Bewegung "1 Million March 4 Children" versammelten sich Menschen in ganz Kanada zu Gegenprotesten für Rechte, Freiheiten und Akzeptanz. Es gab Politiker, die sich offen für ihre Unterstützung aussprachen. Darunter zum Beispiel die Bürgermeisterin von Toronto, Olivia Chow, und sogar Premierminister Justin Trudeau:

"Lassen Sie mich eines ganz klar sagen: Transphobie, Homophobie und Biphobie haben in diesem Land keinen Platz. Wir verurteilen diesen Hass und seine Erscheinungsformen auf das Schärfste und wir stehen geschlossen hinter den 2SLGBTQI+ Kanadiern im ganzen Land — ihr seid gültig und ihr seid wertvoll."

Andere Beamte reagieren zurückhaltend. Der Premierminister von Québec, François Legault, forderte die Bürger beispielsweise zur Zurückhaltung und Diskretion auf. Er kündigte außerdem an, einen Ausschuss zur Geschlechtsidentität einzusetzen.

Montreal in Quebec war übrigens eine von mehreren Städten, in denen Protest und Anti-Protest aufeinandertrafen — zum Glück nicht im wörtlichen Sinne. Die Polizei überwachte die Sicherheit beider Seiten, aber der Austausch war hitzig. Letztendlich endeten die Proteste in Kanada friedlich, obwohl es in Ottawa einige Festnahmen gab und in Manitoba ein Polizeihubschrauber zum Treffpunkt von Befürwortern und Gegnern der Identitätsrechte für Minderjährige entsandt werden musste.

Zum jetzigen Zeitpunkt wartet die kanadische Gesellschaft auf eine deutlichere Antwort der Bundes— und Provinzregierung.

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